Immobilienexperte Michael Oehme über den gedämpften Preisanstieg bei Wohneigentum in der Schweiz

Während in einigen europäischen Ländern bereits eine Preisumkehr zu erkennen ist, kann der Schweizer Wohnimmobilienmarkt auf weiterhin steigende Preise verweisen. „Experten erwarten indes Preissteigerungen in den kommenden Jahren unter dem Niveau der letzten beiden Jahre“, erklärt Immobilienexperte Michael Oehme aus St. Gallen, Schweiz

Immobilienexperte Michael Oehme über den gedämpften Preisanstieg bei Wohneigentum in der Schweiz
Immobilienexperte Michael Oehme über den gedämpften Preisanstieg bei Wohneigentum in der Schweiz

Ist Wohnimmobilieneigentum in der Schweiz inzwischen unerschwinglich geworden, wie Zwischenüberschriften in manchen Beiträgen vermuten lassen (z.B. «Unerschwingliches Wohneigentum» )? So einfach ist es sicher nicht. Richtig ist, dass Zinserhöhungen auch in der Schweiz nicht an den Kaufwilligen vorbeigegangen sind. Deren Kredite haben sich aber längst nicht so verteuert wie beispielsweise in Deutschland. Und richtig ist auch, dass die Immobilienpreise in der Schweiz in den letzten Jahren weiter gestiegen sind, weshalb immer wieder auch in der Schweiz von einer Immobilienblase die Rede ist. Diese ist aber seitens vieler Experten überhaupt nicht zu erkennen“, meint Immobilienexperte Michael Oehme. Und reicht dies letztendlich für eine Trendumkehr?

Michael Oehme: Europa schwächelt – die Schweiz nicht

In mit der Schweiz vergleichbaren Ländern wie Deutschland und Frankreich sind in den letzten Jahren die Preise für Wohneigentum deutlich angezogen. Diese Entwicklung scheint durchbrochen. In Frankreich etwa sind die Preise seit Jahresbeginn nur um 1,7 Prozent gestiegen. Die meisten Preissteigerungen in den zehn grössten Städten betragen weniger als 0,5 Prozent. In Deutschland stagnierten die Preise für Häuser im ersten Quartal 2022 mit einem minimalen Wachstum von 0,1 Prozent. Wenn dem so ist, warum stabilisieren sich die Preise dann derzeit nicht auch in der Schweiz, wenn man beispielsweise die Einschätzungen von Raiffeisen Research betrachtet?

Immobilienexperte über die Gründe für weiter steigende Immobilienpreise

Zunächst einmal ist festzuhalten: Die Zinsen steigen, aber die Immobilienpreise sinken dennoch nicht, wie die renommierte Zürcher Zeitung feststellte. Deren Einschätzung nach habe dies nicht zuletzt zu tun mit der geänderten Strategie vieler Hypothekarnehmer. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist: Das Angebot ist knapp, es wird immer weniger gebaut. Ein weiterer wichtiger Punkt sind aber aus meiner Sicht die für die Schweiz geltenden gänzlich anderen wirtschaftlichen Eckdaten sowie die Liquiditätssteuerung der Schweizer Nationalbank“, meint Immobilienexperte Michael Oehme.

Konkret heisst: In Sachen Inflationsarte steht die Schweiz steht die Schweiz wesentlich besser da als beispielsweise das Euroland. Für das Jahr 2022 wird eine Inflationsrate zwischen 2,4 bis 2,6 Prozent erwartet. „Das sind eben andere Werte als sieben oder acht Prozent alleine im letzten Monat in einigen europäischen Ländern – Deutschland inbegriffen“, so Michael Oehme. Eine Abkehr von dieser Entwicklung ist kaum zu erkennen, da ansonsten hoch verschuldete Länder wie Italien bei hoher Zinslast massive Probleme bekommen könnten (Quelle: newhome.ch).

Folglich schätzen die Fachleute der bekannten Vermarktungsplattform die Gefahr massiv höherer Finanzierungskosten am Schweizer Immobilienmarkt als tief ein. Und dann sei das Finanzierungsniveau im historischen Vergleich – eine Tatsache, die viele übersehen – immer noch auf einem niedrigen Level bei gleichzeitig ungebrochener Nachfrage am Wohneigentumsmarkt. Beides wirke eher preistreibend als preissenkend! Und dennoch unterstellen viele Fachleute – typisch Schweizer Zurückhaltung eben – dass die Preise in den kommenden beiden Jahren vermutlich eher gedämpft steigen dürften.

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St. Gallen in der Schweiz, UNESCO Weltkulturerbe mit über 80.000 Einwohnern

 

Michael Oehme: Wirtschaftliche Umfeld passt ebenso

Auch könne die Schweiz auf eine äussert stabile Wirtschaft verweisen“, so der Schweiz-Kenner und Schweiz-Liebhaber Michael Oehme. In der Schweiz herrscht praktisch Vollbeschäftigung. In vielen Bereichen sind neue Mitarbeiter kaum zu bekommen. So schreibt die Liechtensteiner Volkszeitung: „Die Zahl der Arbeitsstellen ist in der Schweiz im dritten Quartal weiter gewachsen. Die Beschäftigung hat vorwiegend im Dienstleistungssektor zugenommen. Dank einer vorsichtigen Coronapolitik sind die Firmen zudem wenig belastet.

Derartige Voraussetzungen bieten Chancen für ein weiter steigendes Bruttosozialprodukt. Vor allem, als die Schweiz als eines der am wenigsten verschuldeten Länder in Euroland gilt. Und nun auch noch auf einen extrem starken Franken verweisen kann. So schreibt die Neue Zürcher Zeitung: „Die Euro-Franken-Parität ist erst der Anfang: Die Schweizer Währung wird noch stärker werden. Und die Finanzfachzeitschrift Finanzen konstatiert: „Der starke Franken ist ein Abbild der hohen Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft sowie der und politischen Stabilität. Der Franken wird als sichere Währung wahrgenommen und ist deshalb besonders in Krisenzeiten gefragt.

„Zusammengefasst lässt sich also sagen: Die Schweizer Wirtschaft bietet beste Bedingungen für eine beträchtliche Beschäftigungsquote bei gleichzeitig hohem Einkommen. Immerhin liegt das Durchschnittseinkommen in etwa beim Doppelten des deutschen Niveaus. Derart gut versorgte und motivierte Arbeitnehmer und Selbständige haben Freude daran, ihre Lebensverhältnisse, ihr Lebensumfeld zu verbessern. Hieraus resultiert eine beständige Nachfrage nach Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern, zumal der Wohnungsbestand in der Schweiz überwiegend veraltet und damit wenig attraktiv ist“, so der Immobilien-Fachmann Michael Oehme abschliessend.

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