Die Hansestadt Rostock zieht das Interesse der Immobilieninvestoren auf sich. Denn die Bevölkerung wächst deutlich schneller, als der Bau neuer Wohnungen und Häuser voranschreitet. Es besteht ein massiver Bedarf an Neubauten. Und Bürgermeister Roland Methling erwartet einen weiteren Zuzug.
„Rostock ist eine sehr kompakte Stadt mit gut 200.000 Einwohnern, die all das bietet, was sonst eine Stadt mit 500.000 Einwohner bietet“, zitiert das Handelsblatt den parteilosen Rostocker Oberbürgermeister Roland Methling. Rostock ist zwar rein rechnerisch eine Großstadt, hat jedoch das Flair einer Kleinstadt.
Diese Kleinstadtatmosphäre prägt auch die östliche Innenstadt. Hier finden sich kopfsteinbepflasterte Gassen, sorgsam sanierte Wohnhäuser und der idyllische Platz vor der Nikolaikirche.
Charmant ist auch die Steintor-Vorstadt. Zwar heißt sie bei den Rostockern Bahnhofsviertel. Doch mit den schmuddeligen Bahnhofsvierteln anderer Städte hat sie zu tun. Nur fünf Gehminuten vom Rostocker Hauptbahnhof entfernt finden sich hier großzügige Villen.
Doch nicht nur für die Bewohner ist die Hansestadt attraktiv, sondern auch für Immobilieninvestoren. Rostock weise „eine Reihe von positiven Merkmalen“ auf, sagt Kai Wolfram, geschäftsführender Gesellschafter des Immobiliendienstleisters Engel & Völkers Investment Consulting.
„In den letzten Jahren wurden nur wenige Wohnungen errichtet, die Wohnungsnachfrage ist hoch und der Leerstand niedrig“, sagt Wolfram. Außerdem lasse der Trend in Richtung Stadt einen weiteren Bevölkerungsanstieg erwarten.
Bevölkerungswachstum hält an
Bevölkerungswachstum ist in Ostdeutschland alles andere als selbstverständlich. Nach der Wende verlor Rostock massiv Einwohner. Allein zwischen 1992 und 2000 ging die Einwohnerzahl um 18 Prozent zurück.
Doch seit zehn Jahren wächst die Stadt wieder kontinuierlich. Oberbürgermeister Methling erwartet, dass sich diese Entwicklung fortsetzt: „Die Zunahme der Geburten und die positive Entwicklung der Wirtschaft werden anhalten.“
Tatsächlich konnte Rostock namhafte Unternehmen und Institutionen anlocken. In den vergangenen Jahren verlegten etwa das Kreuzfahrtunternehmen Aida Cruises und das Marinekommando ihre Zentralen an die Warnow.
„Viele Rostocker haben ein gutes Einkommen“, sagt Frank Streeck, Geschäftsstellenleiter beim Maklerverbund von Poll Immobilien in Rostock. Entsprechend hoch ist die Nachfrage, wobei sich der Bedarf auf unterschiedliche Wohnungstypen richtet.
Massiver Bedarf an Neubauten
„Bei Einfamilienhäusern verzeichnen wir eine riesige Nachfrage“, sagt Sven Harder von Lutter Immobilien. Doch auch hochwertige Wohnungen zur Miete und als Eigentum sind gefragt. Neue Angebote sind Mangelware. Denn im vergangenen Jahr wurden in Rostock nur 380 Wohnungen fertiggestellt. Oberbürgermeister Methling hält 1.000 Einheiten pro Jahr für nötig.
Doch die Zahl der Neubauwohnungen dürfte bald kräftig ansteigen. Gleich mehrere Großvorhaben sind in Planung oder bereits im Bau. In dem östlich der Innenstadt gelegenen Petriviertel entstehen derzeit neue Wohnungen. Und auf der daran anschließenden Holzhalbinsel beginnt das stadteigene Wohnungsunternehmen Wiro gerade mit dem Bau von 180 Mietwohnungen.
„In den nächsten fünf Jahren wollen wir rund tausend Wohnungen bauen“, sagt Wiro-Geschäftsführer Ralf Zimlich. Größtes Projekt ist das Werftdreieck, eine weitere innerstädtische Brache am Rande der vor allem bei Studierenden beliebten Kröpeliner Tor Vorstadt.
Derzeit sammelt das Unternehmen in einem Bürgerbeteiligungsprozess Vorschläge, wie das neue Wohnviertel gestaltet werden soll. „Die Menschen wollen so nah wie möglich am Wasser wohnen“, sagt Kay Lutter von Lutter Immobilien.
Diese Möglichkeit gibt es auch im Seebad Warnemünde, das zu Rostock gehört. Hier sind Käufer von Ferienimmobilien eine wichtige Nachfragegruppe. Deshalb liegen die Preise teils deutlich höher, als es die Auswertung von VDP Research ergeben hat.
„Für Neubauten in erster Reihe sind 7.000 bis 8.000 Euro pro Quadratmeter realistisch“, sagt Tom Hübner, Vorstand des Immobilienverbands IVD Nord. Derart hohe Preise bezahlt man sonst nirgendwo in den neuen Bundesländern abgesehen von Berlins. Für Rostock insgesamt rechnet Hübner aber mit einer Beruhigung der Preis- und Mietentwicklung. „Die Decke ist nahezu erreicht.“